Transkript Podcast AN·WEND·BAR

Folge 2: Rechtsextremismus

Transkript Folge 2: „Look right – Rechts im Juze“

AN·WEND·BAR, der Praxispodcast. Schön, dass Du wieder reinhörst. Ich begrüße dich ganz herzlich bei AN·WEND·BAR, dem Podcast für Impulse in der außerschulischen Jugendarbeit. Wir laden interessante Personen ein, die uns ihre Expertise zu aktuellen Themen, die euch in der Praxis gerade beschäftigen, zur Verfügung stellen. Für mehr Informationen zum Podcast und zur aktuellen Folge schau vorbei unter www.bezjr.de/podcast. In den Shownotes findest Du außerdem Informationen zum Gast und zu Inhalten dieser Folge. Der Podcast ist ein Angebot des Bezirksjugendrings Schwaben.

Lisa K: Herzlich Willkommen. Ich bin Lisa und beim Bezirksjugendring für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Ich führe euch heute durch die Folge, die dieses Mal durch Mittel des Bezirks Schwaben aus dem Budget der Jugendbeauftragten finanziert wird.

Heute wird es darum gehen, wie ihr in der außerschulischen Jugendarbeit auf Rechtsextremismus reagieren und wie ihr präventiv mit Jugendlichen an dem Thema arbeiten könnt. Als Grundlage für dieses Gespräch haben wir kürzlich bei der Tagung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Schwaben Fragen und Beispiele aus der Praxis gesammelt. Ihr hört jetzt gleich Lisa, unsere neue Referentin für Politische Bildung im Gespräch mit Steffi von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern. Für unsere Kategorie Nachgefragt bekommen wir Einblick in die Praxis eines selbstverwalteten Jugendzentrums und erfahren vom dortigen Sozialarbeiter Tobias Burdukat, wie sie mit dem Thema umgehen. Als Praxisrezept stellt euch unser Medienfachberater Julian zum Abschluss der Folge noch zwei Games vor. Ihr könnt sie dazu einsetzen, mit euren Jugendlichen spielerisch Zugang zum Thema zu finden. Eine Link- und Materialsammlung zum heutigen Thema findet ihr in den Shownotes und auf unserer Website bezjr.de. Jetzt geht’s aber erstmal los mit unserem Interview.

Lisa S: Hallo Steffi, schön, dass Du hier bist zu unserer Podcast Folge. Zu Beginn würde ich dich bitten, dich einmal vorzustellen, vielleicht ’n bisschen was über die Mobile Beratung zu erzählen, wer Du so bist, genau, und in deiner Arbeit machst.

Steffi: Ja, schön, hier zu sein. Danke fürs Einladen. Ich bin Stefanie, gerne Steffi, arbeite bei der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern. Und wir beraten und unterstützen Zivilgesellschaft, die sich gegen Rechts oder Menschenfeindlichkeit engagieren muss oder das will, weil sie sich für demokratische Werte und Menschenrechte einsetzen wollen. Genau. Und bis heute würden wir als Mobile Beratung sagen, dass das, was oft den Unterschied macht gegen rechte und menschenfeindliche Strukturen, also so was wie Rassismus, Antisemitismus oder Feindlichkeit gegenüber behinderten Menschen oder Obdachlosen. Das, was oft den Unterschied macht, ist zivilgesellschaftliches Engagement vor Ort. Und darum ist uns als Struktur wichtig, genau die Menschen zu unterstützen. Und darum denken wir, dass wichtig ist, dass es uns gibt.

LS:Was versteht ihr denn in eurer Arbeit unter Rechtsextremismus?

S: Wenn man von Rechtsextremismus spricht, kann man von Ideen und Gedanken der Ungleichwertigkeit, die in der gesamten Gesellschaft verbreitet sind, nicht schweigen. Und da ist wichtig zu sehen, dass die extreme Rechte als solches nur existieren kann, weil die Basis von Gedanken der Ungleichwertigkeit, also so was wie Rassismus, Antisemitismus, oder Sexismus und andere Abwertungen von Minderheiten schon in der Gesellschaft grundlegend existieren, wo sich alle Menschen selber reflektieren müssen und was dagegen tun können. Extrem Rechte sowohl bei jugendlichen, aber erwachsenen Menschen versuchen dort anzuknüpfen, wo sie Menschen abholen können. Und versuchen, in der Lebenswelt von Menschen anzukommen, an die Argumente anzuknüpfen, die als Scharnierfunktion gut funktionieren. Und das sind oft die Probleme, dass eben dort angeknüpft wird, wo Menschen ihren Alltag verbringen, wo Gedanken erst mal harmlos erscheinen und wo vielleicht die eigene Meinung zumindest argumentativ sich überschneidet.

LS: Kannst Du etwas dazu sagen, wie rechte Argumente aufgebaut sind?

S: Generell sind rechtspopulistische Argumente oft sehr emotional gestrickt. Oft wird von eurem Thema zum anderen gesprungen, man geht gar nicht so tief. Es gibt kurze, einfache Argumentationen, die oft in „Gut-Böse“, „Wir“ und „Die Anderen“ aufgeteilt sind und dem den Personen, die an rechte Strukturen sich anschließen, auch immer so eine Position von, man ist was Besseres, man ist erhaben über die anderen und sich selber aufwerten kann in dieser Abwertung der anderen.

LS: Wie können wir in der Jugendarbeit und in Jugendzentren damit umgehen, wenn beispielsweise rechte Äußerungen fallen?

S: Die Auseinandersetzung und das „Was tun gegen Rechts?“ ist immer eine Frage von der konkreten Situation. Es gibt nicht die pauschale Lösung, die sich Menschen oft wünschen. Das macht’s zum einen schwierig und herausfordernd und zum anderen bietet’s aber in der konkreten Situation auch sehr viele Möglichkeiten. Und wir sagen immer, es braucht klare Grenzen und es braucht eine klare Haltung gegen rechts und ein Aktivwerden, aber gleichzeitig braucht’s eben auch demokratische Räume, in denen rechte Aussagen, aber auch menschenfeindliche Strukturen keinen Platz haben. Und die geht’s auf jeden Fall zu schaffen.

LS: Für unsere Hörerinnen und Hörer noch ein konkretes Praxisbeispiel. Wir stellen uns vor, wir sind im Jugendzentrum und es kommt ein Jugendlicher, der in die Gruppe rechte Parolen gibt. Wir oder in dem Fall du bist die hauptamtliche Person verantwortlich für das Jugendzentrum und bekommst diese Situation mit.

S: Ich glaube, der Punkt, erst zu gucken, wen trifft das eigentlich? Wer ist noch mit im Raum? Wie geht’s mir eigentlich? Was trau ich mir grad zu? Gibt’s solidarische Menschen im Raum? Ist, glaube ich, immer wichtig zu sehen. Die Situation einschätzen, sich selber auch nicht in Gefahr bringen, sind grundlegende Fragen, die man sich stellen sollte vor einer Intervention. Und natürlich auch, gibt’s grad Personen, die von dem Geäußerten betroffen sind, mit denen ich mich solidarisieren will, die grad meine Unterstützung brauchen. Man kann auch vorab Kolleginnen, Kollegen oder anderen Leute schon Blicke zuwerfen, manchmal ist es ja genau das, was den Unterschied macht. Dann wär’s für mich erst mal das Wichtigste, eine ganz klare Haltung dagegen zu positionieren, gar nicht um die Person, die das gesagt hat, zu überzeugen, sondern in den Raum zu stellen, ich bin nicht d’accord, ich stimme mit deiner Meinung nicht überein. Gar nicht um die Person, die das gesagt hat, anzusprechen, sondern den Umliegenden zu zeigen, meine Haltung ist eine andere. Und in einem Jugendzentrum selbst ist natürlich ja immer die Frage, ist das eine Person, die zum allerersten Mal so was äußert? Ist das ein Jugendlicher, der schon öfters damit aufgefallen ist? Hat man die Person schon mal damit konfrontiert?

Und natürlich auch die Frage, gibt’s in dem Jugendzentrum vielleicht bereits so was wie ein Leitbild? Oder haben die Jugendlichen sich schon mal zusammengesetzt und darüber gesprochen, wie wollen wir eigentlich miteinander in diesem Jugendzentrum miteinander umgehen? Weil meistens erst dann, wenn junge Menschen auch an demokratischen Prozessen teilhaben können und für sich selber auch entscheiden und sich die Frage stellen, wie wollen wir eigentlich miteinander sein? Erst dann fängt ja so ein Prozess an, sich zu hinterfragen, was tue ich da eigentlich? Und an so was lässt sich in solchen, ich nenne es mal Krisensituationen dann anknüpfen.

LS: Krisengespräche oder Aushandlungsprozesse können ja sehr emotional sein. Hast Du dazu eine Empfehlung für unsere Haupt- und Ehrenamtlichen?

S: Man sollte dann trennen zwischen der Person, die man wertschätzen und für sich persönlich wichtig ansehen kann und der Meinung und Haltung, die dort geäußert wird. Also kurz gesagt ein, ich mag dich sehr gerne, aber das, was dort gesagt wurde, ist menschenfeindlich und verletzend und undemokratisch.

LS: Wir kommen ja immer näher in Richtung Bundestagswahl und da stellt sich vielleicht die Frage, welche Wahlprogramme hänge ich denn aus? Oder konkreter, was wäre denn ein guter Umgang mit dem Wahlprogramm der AFD?

S: Wenn wir von Demokratie sprechen im ursprünglichen Sinne, dann geht’s ja immer die Teilhabe von allen und von vielen. Dann ist die Frage vielleicht manchmal nicht, wen schließe ich aus, sondern wen schließe ich aus, wenn ich bestimmte Aussagen und Meinungen zulasse? Das bedeutet, wenn ich rassistische Aussagen in meinem Jugendzentrum toleriere, gibt es einen großen Teil an Menschen, die sich dort vielleicht nicht mehr wohlfühlen und keinen Raum mehr sehen, dort aktiv zu sein. Darum sagen wir immer, Demokratie ist eben eine Teilhabe von allen Menschen und man muss sich überlegen, wem will man die Räume zur Verfügung stellen, die man hat und welche eigenen Werte vertritt man eigentlich? Und ich glaube, damit ist man auf einem sehr richtigen Weg.

LS: Was können unsere Jugendleiterinnen und Jugendleiter in ihrer Arbeit präventiv gegen Rechts unternehmen?

S: Oft fängt die Prävention ja tatsächlich nach Vorfällen an. Aber Arbeit gegen Rechts ist oft präventive Arbeit. Weil die Fokussierung auf den einzelnen Vorfall in der konkreten Situation, natürlich die Unterstützung von Menschen, die betroffen sind, bedarf, die Auseinandersetzungen mit Leuten, die sich undemokratisch verhalten haben. Nichtsdestotrotz ist aber das, was eben langfristig wirkt, ein Prozess. Und dort gilt’s, positive Identifikationsfiguren, aber auch Strukturen zu schaffen, demokratische Projekte ins Leben zu rufen, Menschen tatsächlich zusammenzubringen und jungen Menschen zu zeigen sie können selbst entscheiden, wie sie ihre Räume gestalten wollen, wie sie ihr Leben leben wollen. Und dort auch als erwachsene Menschen, jungen Menschen Demokratie zuzutrauen und sie ihre eigenen Räume schaffen lassen. Und das, was man oft sieht, ist, dass an Orten, wo es autonome Jugendzentren gibt, wo Menschen, auch junge Menschen selber entscheiden können, was sie für Projekte organisieren wollen und wie sie miteinander umgehen wollen, oft eben Demokratie gelernt werden darf. Und man es manchmal als Erwachsener aushalten muss, dass man nicht alles bestimmen kann, was aber immer wichtig und gut und richtig ist, ist, eine Anlaufstelle zu bieten, dass, falls was schiefgeht, Menschen wissen, da gibt’s Menschen, die haben eine demokratische Haltung, die setzen sich ein für Menschenrechte. Und wenn es einen Vorfall gibt, egal wie dumm es gerade gelaufen ist, dort kann ich mich hinwenden. Also Menschen auch jungen ihre Räume lassen und Anlaufstellen schaffen.

LS: Wenn wir in der Praxis nun den Eindruck bekommen, die Situation läuft aus dem Ruder oder mir fehlen vielleicht gerade noch die Kompetenzen dafür, an wen kann ich mich denn wenden?

S: Man kann sich jederzeit gerne bei der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern melden, wenn man Unterstützung beim konkreten Umgang mit rechten oder menschenfeindlichen Vorfällen braucht. Wenn wir nicht zuständig sind, wissen wir in der Regel die Leute, die vor Ort oder in der Umgebung besser dafür zuständig sind. Wie lange dauert es, bis wir tätig werden können? Uns ist wichtig, die Leute zu unterstützen, die konkreten Bedarf oder ein konkretes Problem haben. Das bedeutet, wir halten uns immer Zeiträume frei für konkrete Beratungsfälle und im Zweifelsfall, wenn’s brennt, kann’s auch schnell gehen. Genau, einfach durchrufen und wir schauen, was möglich ist.

Neben uns als Mobiler Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern, die wir Zivilgesellschaft unterstützen, gibt’s auch noch die Opfer- und Betroffenenberatung B.U.D., die Menschen immer dann unterstützen, wenn sie direkt betroffen sind von rechten, rassistischen, antisemitischen oder anderen menschenfeindlichen Vorfällen. Dort kann man sich melden, wenn man betroffen ist, aber man kann sich anmelden, wenn man Zeugin geworden ist. Die Opfer- und Betroffenenberatung unterstützt, sowohl im konkreten Fall mit dem Umgang, aber auch bei Gängen zu Behörden. gerade bei der Begleitung von Gerichtsverfahren bedarf es oft Unterstützung. Und es gibt noch die Familien-, Eltern- und Umfeldberatung in Bayern, für die neben den Menschen aus dem sozialen Nahraum, also Familienangehörige, Freund:innen, auch  Fachkräfte dabei unterstützt, wie kann ich als demokratische Fachkraft damit umgehen, dass in meinem Umfeld antidemokratische Aussagen oder rechte Aussagen getroffen werden und unterstütze dort Menschen im direkten Umgang mit so zum Beispiel rechten Jugendlichen, aber auch den Leuten, die schon älter sind und rechte Aussagen treffen.

LS: Gibt es noch etwas, was Du unseren Hörerinnen und Hörern mit auf den Weg geben möchtest?

S: Ich glaube, das, was ich immer vorwegstelle, wenn mich jemand fragt, was ist wichtig im Engagement gegen Rechts? Dann würde ich immer sagen, Solidarität mit Betroffenen, sich zu informieren, aber aufzuklären über rechte Strukturen, um Gesagt einordnen zu können. Und natürlich auch, sich selber eine demokratische Haltung anzueignen, sich selber weiterzubilden, zu verstehen, wozu rechte Einstellungen und Gedanken im Endeffekt führen können und wie ausgrenzend das Ganze für viele in unserer Gesellschaft ist. Und natürlich auch die Auseinandersetzung mit eigenen Vorurteilsstrukturen, aber auch mit der gesamtgesellschaftlichen Struktur von Ausgrenzungen und Schwierigkeiten, die Diskriminierung eben mit sich bringt.

LS: Vielen lieben Dank für die Einblicke und deinen Impuls für die Praxis. Und wir verlinken auch die vielen Informationen, die Du gemeint hast für die Praxis sehr gerne bei uns.

S: Danke fürs Einladen auf jeden Fall.

LK: Barkeepers Insights. Wir fragen nach in der Praxis. Nach diesem spannenden Einblick kommen wir jetzt zu unserer Kategorie nachgefragt, mit der wir einen Blick in die Praxis werfen wollen. Tobias Burukat ist Sozialarbeiter und Mitbegründer des selbstverwalteten Projekts Dorf der Jugend in Grimma, das 2019 den sächsischen Demokratiepreis gewonnen hat. Wir haben ihn nach seiner Meinung gefragt, wie man mit Jugendlichen umgehen sollte, die mit rechten Parolen in ein Jugendzentrum kommen und wie man sie stark machen kann gegen rechte Weltanschauungen.

Tobias Burdukat: Ich sag mal, man sollte den Jugendlichen ja schon eine gewisse Art von Akzeptanz erstmal entgegenbringen, indem man sagt, okay, was ist denn überhaupt euer Problem? Aber was man auf keinen Fall machen darf und ich glaube, das ist der große Fehler, dass man sie in ihrer menschenfeindlichen impulsiven Meinung – das ist ja noch nichts gefestigtstes, ne? Wenn man über eine bestimmte Alterskohorte von jungen Menschen redet, ist das ja jetzt noch keine gefestigte, menschenfeindliche nationalsozialistische Einstellung, sondern das ist ja erst mal bloß irgendwas Nachgeplappertes und hat ja noch nicht viel mit einer stabilen Meinung zu tun. Und wenn man das natürlich aber laufen lässt und da keine, gar nicht versucht, irgendwie Aufklärungsarbeit zu machen, ja, dann hat man den Salat. Irgendwann schließt sich ja das Zeitfenster, wo man mit den Jugendlichen darüber noch reden kann. Mit Jugendlichen sag ich mal, 13, 14, 15, vielleicht auch noch mit 16 kann man sich hinsetzen und genau darüber reden. Bei Jugendlichen 16, 17, 18, da wird’s schon schwer, ob man da überhaupt noch das Gespräch führen kann, weil da hat es schon, da gärt das ja schon eine Weile in den Kids und da beginnt dann auch so eine Manifestierung dieser Einstellung, ne? Das heißt also, hier muss man auch gucken, wer wie und mit wem man wie redet und ja, tatsächlich, sich einfach mal mit denen hinsetzen und mal darüber sprechen, was denn jetzt hier genau das Problem ist und denen das vielleicht auch versuchen, mal zu erklären. Man braucht eine Beziehung zu den Jugendlichen, denen das auch erklären zu können in ihrer Sprache. Also Sprache spielt da ja eine große Rolle. Was auf jeden Fall nicht funktioniert, ist, wenn irgendwelche hochgestochenen, politwissenschaftlichen Diskurse mit den Jugendlichen geführt werden. Man muss versuchen, denen das in ihrer Welt zu erklären.

Also man muss auch, glaub ich, und wenn das nicht mehr hilft, muss man mit denen versuchen, auch mal real praktisch Dinge zu verändern. Man muss Probleme, die die haben, so weit runterbrechen, bis man auch sagt als Jugendarbeiter, Jugendarbeiterin, okay, das ist was, da können wir mal versuchen, was daran zu verändern. Und dann muss man mal gucken, ob man das vor Ort verändern kann. Jugendarbeit muss es hinbekommen, dass quasi Jugendliche im Rahmen der Jugendarbeit oder innerhalb der Projekte der Jugendarbeit Selbstwirksamkeitserfahrungen machen, dass Jugendliche merken, dass sie handlungsfähig sind und dass sie nicht in diese Ohnmacht verfallen. Weil genau diese Ohnmacht, in die Jugendliche dann verfallen, in dieser Ohnmacht sind sie empfänglich für eben Ideen von reaktionären Kräften, von extrem nationalistischen Ideen, auch empfänglich für islamistische Ideen, also einfach auch für so radikale, menschenfeindliche Ideen. Und die docken eben bei dieser Ohnmacht an, weil durch diese Ideen wird ihnen quasi eine Form von Wirkungsmacht zurückgegeben. Indem Sie sich solchen radikalen Ideen annähern, bekommen Sie das Gefühl, dass Sie eine Wirkungsmacht haben und handlungsfähig sein können und mit der Scheiße, sag ich mal, die sie umgibt, irgendwie umgehen können. So, sie finden da halt einfache Antworten für komplexe Probleme und das passiert aber nur, wenn man sie in diese Ohnmacht kommen lässt.

Wenn man aber Jugendarbeit in dem Modus verharrt, einfach nur ein Betreuungs- und Bespaßungsangebot zu sein, dann erfährt man nicht, also dann erfährt der junge Mensch einfach keine Handlungsfähigkeit und macht keine Selbstwirksamkeitserfahrungen.

LK: Nach diesem Einblick in die Praxis stellt euch unser Medienfachberater Julian nun abschließend noch unser Praxisrezept vor. Das Praxisrezept der Folge.

Julian B: Als Praxisrezept der Woche haben wir für euch gleich zwei Games, die ihr als Einstieg nutzen könnt, um in eurer Jugendgruppe über das Thema Rechtsextremismus zu sprechen. Das Erste heißt Hiddencodes und wird von der Bildungsstätte Anne Frank zur Verfügung gestellt. Hierbei handelt es sich ein Mobile Game, das sich dem Thema Radikalisierung im Netz widmet und Jugendliche dazu befähigen soll, problematische Inhalte zu erkennen. Dazu agiert man als Spielender in einer simulierten Social Media Umgebung, in der man mit extremistischen Inhalten konfrontiert wird. Die Spielzeit beträgt 15 bis 60 Minuten, je nachdem, wie viele Episoden gespielt werden. Das Game ist außerdem kostenlos und wird für Jugendliche ab 14 Jahren empfohlen. Ihr müsst lediglich eine kostenlose Onlineschulung der Bildungsstätte Anne Frank besuchen.

Das zweite Spiel befasst sich ebenfalls mit dem Thema Radikalisierung und heißt Leons Identität, das vom Ministerium des Inneren des Landes Nordrhein-Westfalen herausgegeben wird. In diesem Point and Click Adventure Game für PC und Tablet haben es die Spielenden durch das Finden und Kombinieren von Hinweisen zur Aufgabe die Hintergründe, das Verschwinden von Leon aufzuklären, der sich, wie sich herausstellt, einer rechtsextremistischen Gruppe angeschlossen hat. Die Spielzeit beträgt 30 Minuten, unter den Begleitmaterialien werden die Bezüge zur Realität aufgezeigt. Das Spiel ist ebenfalls kostenlos und verfügt in der Altersfreigabe von 12 Jahren. Alle Links und Informationen zu den Spielen erhaltet ihr auf unserer Website.

LK: Vielen Dank fürs Reinhören. Wir hoffen, ihr konntet ganz viel Inspiration, Wissen und Praxistipps für eure Arbeit mitnehmen. Neben diesem Podcast möchten wir euch noch ein paar weitere Angebote aus dem Bezirksjugendring ans Herz legen. Ganz aktuell zur Bundestagswahl haben wir euch eine Materialsammlung als digitale Pinnwand zusammengestellt. Den Link dazu findet ihr in den Shownotes. Außerdem laden wir euch herzlich zum nächsten Barcamp Politische Bildung Schwaben mit dem Schwerpunkt Gamification am 15.03. in Augsburg ein. Alle wichtigen Infos erhaltet ihr außerdem über unseren Newsletter, den Anmeldelink dazu findet ihr in den Shownotes. Wir freuen uns sehr darüber, wenn ihr uns in der App eures Vertrauens abonniert und euer Feedback hinterlasst. Bis zum nächsten Mal.

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